Berliner Kurier - Mittwoch, 09.12.1998
Luka Bloom - Zurück in der Heimat
Luka Bloom ist wieder zu Hause. In Irland, seinem 'Salty Heaven', wie Lukas aktuelle CD heißt, die er
heute live ab 21 Uhr im Pfefferberg (Schönhauser Allee 176/Mitte, 35 Mark) vorstellt.
Luka Bloom ging 1987 den Weg, den vor ihm viele Iren gegangen sind - nach Amerika. Raus aus der Provinz,
weil er spürte, daß er da als Musiker keine Chance hätte. In einem New Yorker Club spielte
der Singer/Songwriter Nacht für Nacht seine Folksongs, bis wirklich die Plattenfirmen auf ihn aufmerksam
wurden. Er ging mit den Pogues auf Tour, der Erfolg kam mit Alben wie "The Acoustic Motorbike".
Den er jetzt in seiner langvermißten Heimat auskostet.
~eb
Der Tagesspiegel - 11. Dezember 1998
ZURÜCK - POP
Gemessen
Ein Träumer sei er, sagt Luka Bloom von sich selbst. Aha. Und viel schwieriger als Songs zu träumen
und zu schreiben sei es, diese Songs zu nehmen und auf den Weg zu bringen, sagt der irische Songschreiber
auch. Und dass das viel zu tun habe mit der Fähigkeit loszulassen. Aha. Aha.
Erfreulich ist es, dass Bloom bei seinem Konzert im Pfefferberg losläßt vom gekünstelten
Pathos seines neuesten Albums
"Salty Heaven", von den kitschelnden Streichern und süßlichen Kaufhauschören.
Erfreulich, dass er alleine auf der Bühne steht, nur mit einer Akustikgitarre, und einfach seine Songs singt,
in Hemd und Jeans, und ohne übertriebene Dramatisierungen. Wie er das schon in den Siebzigern im
legendären "Go In" getan hatte, als er für sechs Monate Bewohner Berlins gewesen war.
Seine Gitarre spielt Bloom meist in rhythmisch schwirrenden, offen klingenden Akkordfolgen, die durch einen
starken Chorus-Effekt eine fast orchestrale Note bekommen. Gelegentlich auch ruhigeres Fingerpicking
auf Nylonsaiten. Insgesamt ein voller, angenehmer Klang, der in seiner Sparsamkeit Blooms blumig-folkige
Songs besser zur Geltung bringt als jegliche instrumentale Überfrachtung. "Water Ballerina",
auf dem Album zu populistischem Mainstream-Folk zerkitscht, wird im Konzert zu einem hübschen
Höhepunkt. Das Publikum, eine überschaubare, aber ergebene Fangemeinde, die mindestens
zur Hälfte aus irischen Landsleuten Blooms besteht, begrüßt jeden Song mit Enthusiasmus.
Und schließlich gibt es doch noch Chöre, aber die kommen aus dem Publikum. Alle singen mit.
Alle haben Spaß. Ganz offensichtlich auch der Sänger selbst. Nach zwei Stunden angenehmer
Unterhaltung wirft Bloom Blumen in den Saal und nimmt sein Handtuch.
~H. P. Daniels
www2.tagesspiegel.de/archiv/1998/12/10
TAZ Berlin - Montag, 11.10.1999
Luka Bloom
Der Singer und Songwriter Luka Bloom spielt im ColumbiaFritz
Was ist das doch für ein Kreuz mit den großen
Brüdern! Vor allem, wenn sie Christy Moore heißen, so was wie Volkshelden sind und
genau das machen, was man selbst auch am liebsten tut: singen und Songs schreiben. Drei
Platten nahm Barry Moore in den Achtzigerjahren in Irland auf, bevor er merkte, dass er zumindest
in seiner Heimat nie aus dem Schatten seines großen, acht Jahre älteren Bruders
würde treten können.
So bastelte er sich mit Hilfe von Susanne Vega und James Joyce einen neuen Namen, verschwand
nach Übersee und tauchte mit einer Gitarre in der Hand in den kleinen Clubs von New York als
Luka Bloom wieder auf. Und siehe da, die Sache klappte. So gut, dass auch gleich ein Plattenvertrag
zu Stande kam und Moore als Luka Bloom 1990 zum zweiten Mal in seinem Leben ein Debütalbum
veröffentlichen konnte: "Riverside", ein gelunges Singer/Songwriter-Album, das
weniger nach grünem Gras und irischen Wurzeln klang als nach Postpunk und Rock.
"The Man Is Alive" sang er da, hatte später mit einer Coverversion der LL-Cool-J-Schnulze
"I Need Love" sogar einen kleinen Hit und setzt seitdem solcherart befreit in Form vieler schöner
und rauher Songs die eigenen irischen Trademarks. Was ihn dabei vor allem auszeichnet, ist sein Gitarrenspiel:
Luka Bloom gelingt es zuweilen, das Instrument unter seinen Fingern wie ein kleines Orchester klingen zu lassen,
ohne dass man dabei an Kunsthandwerk denken muss. So was hilft auf der Bühne natürlich immer,
gerade in einem Genre, wo es zum guten Ton gehört, allein aufzutreten.
In seinen Songs erzählt Bloom Geschichten von Männern, die keine Gefühle zeigen können,
vom harten Leben hier und sanften Träumen dort, von Männern, die einsam und unterwegs sind.
Worüber er nicht singt: von Männern, die ihrem Leben mit neuen Namen einen neuen Sinn geben.
~gb
www.taz.de/tpl/1999/10/11
Prisma Live - November 1999
Luka Bloom
Konzert des irischen Singer und Songwriters in Köln
E-Werk, D51063 Köln, Schanzenstr. 37
Samstag, 6. November 1999 - Zeit: 20 Uhr
Ein Mann und seine Gitarre
Der Singer und Songwriter - 1955 in Newbridge/Irland geboren - musste erst sein Glück in den USA finden,
bevor er auch in seiner Heimat den Durchbruch schaffte.
Drei Alben in elf Jahren hatte Luka Bloom schon in Irland veröffentlicht, doch der Erfolg stellte sich nur
sehr mäßig ein. Kurzerhand setzte er sich in den Flieger Richtung Manhattan und spielte live in Clubs.
1993 dann traf er Rock-Veteran Lou Reed, der ihm zum endgültigen Durchbruch verhalf, als er ihn
einlädt, mit ihm, David Byrne und Rosanne Cash den Geburtstag des Clubs "Bottom Line" zu feiern.
Luka Blooms Songs überzeugen nicht so sehr durch herausragende Melodien, sondern durch die Art, wie
er sie umsetzt. Selbstverliebte Spielereien à la Mark Knopfler sind nicht sein Ding, nur reine Melodik.
Kultimativ - Das Kulturmagazin der Regionen Neckar und Alb - Oktober 1999
Luka Bloom? Der Ire ist eher ein Insider-Tip.
Aber ein richtig guter.
Der Mann hat ein umwerfendes Lachen. Warm, offen und ausdauernd. Da ist es
ein Glück, dass Luka Bloom sich über so vieles amüsieren kann. Zum Beispiel über die Dinge, die
man in diversen Poparchiven über den irischen Sänger und Songwriter lesen kann. "Wie bitte? Sag'
das nochmal", lacht er ins Telefon bei dem Zitat, das den exzellenten Gitarristen als kühl-
distanzierten Musiker mit fatalem Hang zu melancholischen Texten ausweist, der sich auf dem Weg
zum Ruhm vor lauter Introvertiertheit selbst im Weg stehe.
Alles Käse, sagt er. Aber jetzt ohne Spaß: Luka Bloom nennt Luka Bloom einen lausigen
Geschäftsmann. Und möglicherweise ist das ja ein Grund dafür, dass seine Karriere höchst uneben
verlief, in den Poparchiven seltsames Zeug steht, dass die ein Jahr alte aktuelle Platte Salty Heaven wegen Querelen mit der früheren Plattenfirma
erst jetzt im Oktober auf den deutschen Markt kommt, und dass der mittlerweile 45-Jährige immer
noch eher ein Insider-Tip ist. Veranstalter Marc Oswald hat beim Gedanken an das Tübinger
Konzert leichtes Bauchweh: "Unter kaufmännischen Gesichtpunkten dürfte man das eigentlich gar
nicht machen", seufzt er. Aber Marc Oswald selbst ist eben Luka-Bloom-Fan.
Dafür gibt's gute Gründe. Die Kritik schwärmt zu recht von der »puren akustischen Power« seines
Gitarrenspiels, von »mächtigen Soundwällen« oder der »intimen Intensität« seiner warmen Stimme.
Kann man so sagen. Mehr noch: Die Texte seiner Songs haben in aller Regel genau die richtige
Mischung aus Klugheit und Poesie. Und wenn er ein Lied über den Tod seines verstorbenen Musiker-
Freundes Frankie Kennedy schreibt, dann ist das so weit weg von aller Rührseligkeit, dass es
einem genau deshalb die Tränen in die Augen treibt.
Luka Bloom heißt eigentlich Barry Moore. Er ist der jüngere Bruder von Christy Moore, Irlands
lebender Folklegende. Ein hartes Schicksal - jedenfalls war's das zu der Zeit, als Barry selbst
noch Teil der irischen Folkszene war und dort im Schatten des Bruders nie einen Fuß auf den
Boden bekam. Was indes nicht bedeutete, dass er nicht oft und gerne mit Christy zusammen
arbeitete.
Was andererseits hieß, dass er sich sein Publikum in erster Linie außerhalb der Heimat suchen
musste. Luka Bloom nennt Barry Moore sich seit 1987, als er in New York einen neuen Start wagte
- nicht als Folkmusiker, sondern als Singer/Songwriter mit offenen Ohren für alle
Stilrichtungen. Ein mutiger Schritt, der schließlich den Erfolg brachte. Wobei man Erfolg
richtig definieren muss: "Ich bin kein reicher Mann, aber ich habe genug Geld zum Leben. Ich
kann Dinge tun, die mir Spaß machen: Songs schreiben, Platten aufnehmen. Zu meinen Konzerten
kommen Menschen überall auf der Welt. Ich bin kein Superstar - aber so ein Leben möchte ich auch
gar nicht haben."
Mittlerweile lebt er wieder in Irland und schreibt Lieder über das, »was mich so beschäftigt.«
Das sind hin und wieder auch politische Themen oder Umweltprobleme, für die irische Anti-
Atomkraft-Bewegung hat er sich stark engagiert. Dennoch: Warum sollte er als Künstler immerzu
den erhobenen Zeigefinger schwingen? "Es ist doch so offensichtlich, dass das jeden angeht. Was
ist denn 'Umwelt'? Das Stück Erde, auf dem wir alle leben. Und wir sollten uns wirklich alle
fragen, wie wir damit umgehen."
Was wird er denn spielen in Tübingen? "Keine Ahnung," sagt Luka Bloom. "Ich plane meine Konzerte
nicht. Ich überlege mir vielleicht ein paar Songs, von denen ich glaube, dass sie gut ankommen.
Aber ich möchte jede Show ein wenig einzigartig gestalten, dann ist es auch für mich
spannender." Das lässt sich schon machen, wenn man allein mit der Gitarre auf der Bühne steht
und das Publikum als Dialogpartner sieht. Oder anders formuliert: "Angenommen, wir würden uns in
Tübingen auf eine Tasse Kaffee verabreden. Würdest du wollen, dass ich die Gesprächsthemen
vorher plane?" Nein Luka, ganz bestimmt nicht.
Da ist es wieder, das Lachen.
Luka Bloom: 14. Oktober 1999, 21 Uhr, Sudhaus, Tübingen
~Gisela Sämann
www.gea.de/magazine/kultimativ
Der Kurier - Donnerstag, 11. November 1999
Der Kurier präsentiert: Luka Bloom
Zu Hause auf der grünen Insel war es ihm nicht gelungen, einen Fuß in die Tür
zur Welt der irischen Musik zu bekommen, in Amerika, wohin er 1987 mit einem neuen Namen aufbrach,
schaffte er den Durchbruch. Luka Bloom tourte mit den Violent Femmes, den Hothouse Flowers
und den Pogues und stand bei Festivals mit Joe Jackson und Lenny Krawitz auf der Bühne.
Als Lou Reed 1993 angefragt wird, für die Geburtstagsfeier des New Yorker Clubs Bottom
Line einen Songwriter-Abend zusammenzustellen, lädt dieser neben den Kollegen David
Byrne und Rosanne Cash auch den Iren ein, den er zu seinen Lieblingskomponisten zählt.
Luka Bloom lebt mittlerweile wieder in Dublin, wo er nach den drei "amerikanischen"
Alben die Lieder seines aktuellen Albums Salty Heaven schrieb. "Genau wie
'I Need Love' nur aus meiner Zeit in New York heraus enstehen konnte, konnten diese Songs
nur aus dieser Landschaft heraus entstehen, die meine Heimat ist. Heimat kann für einen
Träumer viele Orte bedeuten", sagt Luka Bloom, der nun doch noch seine Art von
irischer Musik findet und in den vergangenen Monaten mit seinem berühmten Bruder
Christy Moore auch eine allerdings nur in Irland veröffentlichte Single einspielte.
www.karlsruhe.de/kultur/tollhaus/991111.htm
Akustik Gitarre - Jan/Feb 2000
Von einem, der auszog ...
Luka Bloom: USA - Irland und zurück!
"Hi, ich bin Luka Bloom, und ich würde gerne hier spielen" - dies sind die Gedanken
eines nicht übermäßig bekannten irischen Singer-Songwriters, der im Jahre 1987
aus einer Höhe von 10.000 Metern aus dem Fenster seiner EL-104 Jumbo auf Amerika schaut.
Luka Bloom brauchte eine Weile. Sowohl, um sich an den Klang seines neuen Namens zu gewöhnen,
als auch, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zum erfolgreichen und gefragten Künstler
aufzusteigen. Genau mit den eingangs erwähnten Worten stellte sich Bloom - übrigens der Bruder
des bekannten irischen Sängers Christy Moore - eine Woche später im College Club
"Dylan’s" vor. Die direkte und offene Art des Musikers überzeugte den Clubbetreiber,
und für die nächsten zehn Monate war der erste Job gesichert: jeden Montag Abend ein
Gig im Dylan’s. Luka Bloom: "Ich sang aus vollem Halse vor Leuten, die keine Ahnung davon hatten,
dass ich mich zu Hause in den letzten elf Jahren bereits schwer abgemüht und schon drei Alben
veröffentlicht hatte." Mit mäßigem Erfolg allerdings. Sowohl das Publikum als
auch die Musikerkollegen zeigten sich in Irland wenig beeindruckt von dem ehrgeizigen Sänger
und Gitarristen, der mit seinen poppigen und rockigen Stücken nicht so recht in das Bild eines
traditionellen irischen Musikers zu passen schien. "Not macht erfinderisch", sagt Bloom.
Und nach dem Motto "Neues Land, neues Publikum, kein Gepäck" ging es auch
schon in Richtung Übersee.
Nach der ersten erfolgreichen Phase zog es Bloom schließlich dorthin, wo gemeinhin das
Mekka der Musiker gelegen sein soll: zum "Big Apple" New York. Das "Red Lion",
eine schlichte Bar an der Bleeker Street, bekundete Interesse an dem rührigen Reisenden und
verpflichtete Bloom ebenfalls für ein wöchentliches Gastspiel. "Es war eine
schöne Zeit des Entdeckens und des Entdecktwerdens", erzählt der Sänger.
Ein wenig Glück war dann auch noch im Spiel, als schließlich die irischen Folk-Rocker
"The Poques" bei Bloom anfragten, ob er sich vorstellen könnte, als "Special
Guest" mit auf USA- und Kanada-Tour zu gehen. Direkt danach kamen auch schon die
"Hothouse Flowers" mit dem gleichen Anliegen, und ehe er sich‘s versah, wurde Bloom
vom Branchenriesen Warner Chappell ein lukratriver Plattenvertrag angeboten: "Publishing,
Management, Agenten, Publizisten inklusive ..."!
Das Ergebnis des Aufschwungs war die erste US-CD "Riverside" - "... und damit
ging der Spaß erst richtig los", erzählt Bloom. Nicht nur in den USA und in Kanada
tourte Bloom nun unter eigenem Namen, auch Reisen nach Holland, Belgien und in die Schweiz
wurden von der Plattenfirma organisiert. Von seinen musikalischen Wurzeln, dem Irish Folk, hatte
sich Bloom nun deutlich abgesetzt. Die Rockmusik beherrschte vielmehr sein Repertoire, das aber
nach wie vor solo zur Gitarre vorgetragen wurde. Spektakuläre Auftritte dürfen in dem
Genre freilich nicht fehlen. So etwa 1991 beim niederländischen Pink Pop Festival, als Luka
Bloom vor 65.000 begeisterten Zuschauern während einer Show von Lenny Kravitz mit dem
Fahrrad die Bühne entert, um dann mit dem US-Rocker gemeinsam einzustimmen (Bloom:
"ziemlich aufregend"). Ein Jahr später erschien die zweite CD "The Acoustic
Motorbike", die prompt in verschiedenen Ländern die Charts erklomm. Unter anderem
auch in Australien - dem nächsten Tourziel von Bloom. Vielleicht ein wenig zu viel des
Trubels für den eigentlich sensiblen Musiker, der 1995 schließlich sein letztes Album
in den USA aufnahm: das introvertierte und nachdenkliche "Turf". "Es war ein
passendes Ende für meine Phase in Amerika. Ich wollte nun wieder in der irischen
Landschaft umherstreifen, mir die dortige Luft wieder um die Nase wehen lassen und mich auf
etwas vorbereiten, was ein Merkmal meines Lebens zu sein scheint: den Neuanfang!".
"Träumerische Songs für Träumer", so beschreibt Bloom die Musik
von seinem neuen Album "Salty Heaven". Stücke, die "nur in dieser
Landschaft entstehen konnten". Hier schließt sich der Kreis auch wieder zu den
irischen Roots in musikalischer Hinsicht, wenngleich dem Weltreisenden die kosmopolitischen
Einflüsse durchaus anzumerken sind. Luka Blooms Musik spricht daher auch eine
breite Hörerschaft an: Junge Rockmusik-Fans ebenso wie Folkis und Pop-Hörer.
Und das ist doch schon eine ganze Menge für einen, der auszog ...
~Gregor Hilden
www.akustik-gitarre.com
De Standaard (Belgien) - 24. November 2000
Die fünf Helden von Luka Bloom
"Du entdeckst stets neue Dinge."
Nenne fünf deiner Helden! Luka Bloom hat gerade eine CD gemacht, auf der er einige seiner
Lieblingskünstler covert. Somit ist das eine Frage, die der in Flandern so berühmte irische
Sänger und Songwriter wirklich gerne beantwortet. Unter einer Bedingung: "Meine Antwort
gilt allein für heute. Weil das eigentlich das Schöne an der Musik ist: Du entdeckst stets neue
Dinge. Du triffst immer wieder neue Menschen, die deine Einstellung zum Leben verändern."
Joni Mitchell
"Joni Mitchell war am Anfang meiner Karriere sehr beeinflussend, als ich versucht habe, eine
Identität zu finden. Ich experementierte mit dem Tuning der Gitarre, habe nach meinem eigenen
Sound gesucht. Ich suchte etwas, das nicht nach einer Rockband klingen sollte, aber auch nicht nach
einem Folksinger. Sie hat mich in dieser Hinsicht sehr inspiriert. Sie lehrte mich es zu wagen, mit
einer Gitarre kreativ zu sein.
Trotzdem ist es ein purer Zufall, dass ein Lied von ihr auf meiner Cover-CD endete, weil ich mir
vorgenommen hatte, niemals ein Joni-Mitchell-Lied zu singen. Sie ist eine der Menschen, die
ihre eigenen Lieder so perfekt vorträgt, dass keine Veranlassung für andere besteht,
diese zu covern.
Das Lied, das ich auswählte, 'Urge For Going',
habe ich auf einer Schallplatte aus den Siebziger Jahren von Tom Rush entdeckt. Erst nachdem
ich es zu spielen gelernt hatte, stellte ich fest, dass es ein Joni Mitchell Song war."
Robert Smith (The Cure)
"Robert Smith ist einer meiner neuen Helden. Jemand, den ich durch die Arbeit an meinem
Cover-Album entdeckt habe. Was mich auf Robert Smith aufmerksam machte? Jedesmal, wenn
ich einen Cure-Song gehört habe, hat es mich berührt. Obwohl ich nie bemerkt habe,
woran der Trick lag. Da war etwas Besonderes in ihren Liedern, etwas, das ich durch ihre
typische Sound-Mauer hindurchhörte.
Als ich nun anfing, mein Cover-Album zu machen, dachte ich, ich muss mir diesen Typ
einmal näher ansehen. Und das habe ich über Robert Smith herausgefunden:
da ist etwas Besonderes in seiner Stimme, etwas Magisches in seiner beinahe kindlichen
Natur, etwas Reines, Unschuldiges und Verletzliches. Besondere Qualitäten. Ganz
besonders für einen Mann. Und das ist es, was ihn zu einem meiner Helden macht."
Bono (U2)
"Zuviele der Platten, die in den letzten fünfzehn Jahren aufgenommenen wurden,
sind durch die Art wie sie produziert wurden gekennzeichnet. Wenn du U2 hörst, oder
The Cure oder R.E.M., das erste, was du hörst, ist ihr besonderer Sound. Ich muss d
urch mehrere 'Sound-Schichten' schwimmen, bevor ich das Lied finde. Was ich mit meinem
Cover-Album wollte, war ein paar von diesen Liedern zu nehmen und sie auszuziehen,
bis allein nur noch die rohe Ursprungsform übrig war.
Was ich vor allem erhoffe, ist, dass dieses Projekt die Liebe und den Respekt zeigt, den
ich gegenüber Sängern und Songwritern habe. Das sind meine Helden.
Menschen wie Bono, Robert Smith und Thom Yorke von Radiohead. Bei allem
Respekt gegenüber den Musikern, aber der Typ, der die Texte schreibt und
die Lieder singt, das ist mein Mann.
Etwas ganz Besonderes an Bono und U2, ist die Art wie sie Positivismus in ihre
Songs verarbeiten. Positive Lieder sind die schwierigste Art zu schreiben. Nichts
ist einfacher, als deine Gitarre zu nehmen und eine wunderschöne Melodie
zu schreiben, wenn du dich schlecht fühlst.
Aber wenn du dich gut fühlst, warum solltest du dich mit deiner Gitarre in eine
Ecke setzen? Nein, dann willst du nach draußen. Ausgehen und feinern.
"It's A Beautiful Day" zu singen, so wie U2 es auf ihrer letzten Single
machen, ist in einer gewissen Weise eine sehr mutige Aussage in der heutigen
Rockwelt."
Bob Dylan
"Ich habe Bob Dylan vor wenigen Wochen in Dublin gesehen, in einem
kleinen Club für 800 Leute. Bis dahin hatte ich ihn nur auf großen Festivals
erlebt. Als ich ihn dort in diesem kleinen Folk-Club gesehen habe, erkannte ich,
dass er der Grund war, warum ich mache, was ich mache.
Als er begann, in den Folk-Clubs zu spielen, die Woody-Guthrie-Lieder lernte und
anfing, seine eigenen Lieder über seine Erfahrungen in Amerika zu schreiben,
veränderte er die Musikwelt. Er machte es möglich, dass Menschen
wie ich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, in dem sie Lieder schreiben und
singen. Er war der erste unserer Generation. Ich erkannte plötzlich dort in
diesem Club, dass ich dem Meister unseres Handwerks zuschaute.
Aber es hat mir einige Mühe gekostet, um eines von seinen Liedern
für meine CD zu finden. Ich wollte unbedingt einen Bob-Dylan-Song
auf dem Album haben, aber während ich all diesen Dylan-CDs
zuhörte, fand ich heraus, dass Verbitterung zu dem Gebiet in seinem
Leben gehört, über das er am besten schreibt. Und ich singe
nicht über Bitterkeit. Es war schwer, ein reines, einfaches Liebeslied
von Dylan zu finden. Bis ich letztendlich 'Make You Feel My Love'
gefunden habe."
Luc Besson
"Es gibt auch Dinge, die mich inspirieren und die nichts mit Musik zu
tun haben. Nach jedem Besuch im Van-Gogh-Museum in Amsterdam habe
ich immer den Wunsch, Musik zu machen. Filmemacher Luc Besson ist noch
ein anderes Beispiel. Sein Film 'Le Grand Blue' war die Inspiration zu meinem Lied
'Exploring The Blue'.
Filme wie 'Le Grand Blue', 'Paris, Texas' oder David Lynchs 'The Straight Story'
inspirieren mich unheimlich. Sie machen mir klar, dass Raum etwas ist, was ich
am allermeisten an Musik mag. Ich mag es, Raum zu kreieren. Ich liebe Stille
in den Songs. Einige Leute sind irritiert, wenn sie die eben erwähnten
Filme sehen, weil dort nicht genügend Action oder Dialoge stattfinden.
Für mich sind das ganz besondere Filme.
Zuviel Zeit im heutigen Leben vergeht damit diesen Raum auszufüllen;
aber diese Filme handeln davon, Raum zu kreieren. Ich denke, darüber
ging es auch bei der Musik von Miles Davis. So will ich auch werden. So
will ich auch schreiben.
Aber weißt du, was mich eigentlich noch am meisten inspiriert? Das
sind die einfachen Dinge: Liebe und Überleben. Das sehe ich jeden
Tag, und das hat nichts so sehr mit der Arbeit von großen Künstlern
zu tun. Einfache Leute, die eine Familie durchbringen. Überlebende,
Menschen, die Probleme überwinden, die verlieren oder abgelehnt
werden, und die trotzdem nicht zynisch oder bösartig werden.
Menschen, die kämpfen und überleben, und dann doch eines
Tages, wenn sie einen kleinen Triumpf erreichen, die Schönheit in
ihrem Leben sehen. Diese Menschen, das sind wahrscheinlich die
Helden, die mich am meisten beeinflussen."
Interview Hans-Maarten Post
Hamburger Morgenpost Online - Montag, 22.10.2001
Mit der MOPO zu Luka Blooms Privat-Konzert!
Melancholiker im Planetarium
Luka Bloom ist ein Wanderer und Verwandlungskünstler: Der irische Singer/Songwriter hat sich von
seinem bürgerlichen Namen (Barry Moore) getrennt, auch der puristische Akustik-Stil seiner ersten
Platten ist sanfter Melancholie gewichen. Das Hämmern auf den Gitarrensaiten brachte ihm den Ruf
des unbequemen Folk-Helden ein, die Auswahl der Songs von LL Cool J, Elvis und ABBA den eines
eigenwilligen Geschichtenerzählers.
Between The Mountain and The Moon (Skip/edel contraire) heißt Luka Blooms neues Album,
bei dem er auch auf die dahingehauchte Hilfe seiner Landsfrau Sinead O'Connor setzen konnte.
Am 15. Februar gastiert Bloom im Audimax. Wer aber heute Abend schon mit ihm Richtung Mond in den
Sternenhimmel blicken will, muss die MOPO anrufen. Um 21 Uhr gibt Luka Bloom im Planetarium ein
nicht-öffentliches Konzert, bei dem er das neue Werk erstmals vorstellt. Wenn Sie dabei sein
wollen, rufen Sie uns heute zwischen 12 und 12.15 Uhr ... und verraten Sie uns den Namen von Luka
Blooms nicht minder bekannten Bruder!
~eb
www.mopo.de/seiten/20011022/hamburg-artikel18.html
FolkWorld - Online-Magazin - Nr. 20 - 12/2001
Tønder Festival 2001 - Gerald Trebaticky besuchte Europas wohl bestes Folkfestival,
und berichtet in diesem Artikel von drei auf guten Liedern basierten Konzerten: Kevin Welch &
Kieran Kane, The Waifs und Luka Bloom.
Luka Bloom (Irland)
Sonntag Abend Zelt 1. Geplanter Beginn 20 Uhr, um 18 Uhr eine Explosion und der Hauptverteiler
hinter Zelt 1 geht in Flammen auf. Aus der geschätzten Verspätung von 2 Stunden werden
dann glücklicherweise nur 20 Minuten.
Luka alleine auf der Bühne, ein Mann, eine Gitarre, eine Stimme; erstes Stück -
'Exploring the Blue', ruhig fast meditativ vorgetragen und doch bringt die hypnotische
Stimme Lukas Ruhe in das Zelt mit den über 2000 folkbegeisterten Zuhörern. Der
nächste Song über Pablo Picassos Ehefrau im gleichen Stil, immer die weinerlich,
klagenden Refrains. Beim dritten Song 'Sunny Sailor Boy' summt das Zelt schon leise
den Refrain mit. Das ist nicht der laute Grölfolk a la Whisky in the Jar sondern Ton
gewordene Stimmung. Nur fein sind die Unterschiede im Rhythmus, die Power des einsamen
Mannes da vorn auf der Bühne ist auch in der letzten Reihe präsent.
Nach einigen Stücken meint man ein Wechsel kündige sich an, Luka kündigt ein
Stück von seiner neuesten CD an, die nur Songs fremder Schreiber enthält - doch weit
gefehlt auch 'Keeper of the Flame' mutiert zum reinrassigen Luka Bloom Song. Das schafft
Luka sogar bei dem Dylan Klassiker 'Make You Feel My Love', auch die anderen Stücke,
die folgen bekommen, den "bloomschen" Stempel aufgedrückt. Eigentlich müsste
Luka gar keine eigenen Songs schreiben, durch seine Interpretationen entstehen eigenständige
Werke, die mit ihrem Urspung wenig mehr gemeinsam haben als den Text und die Grundmelodie, und
selbst die passt Luka seinem Stil an.
Bei den Instrumenten wechselt Luka Bloom zwischen einer nylonbespannten Akkustikgitarre
die er sehr weich und monoton spielt und einer halbakkustischen Westerngitarre die er
sehr hart und akzentuiert und fast doppelt so schnell schlägt als Erstere, diese Spielart
erinnert stark an seinen älteren Bruder Christy Moore. Insgesamt weben die Gitarren
aber nur den Klangteppich auf dem Lukas Stimme klagt. Beim letzten Stück läßt
sich Luka vom Bodhranspieler der Gruppe Danú unter die Arme greifen, der Klangteppich
wird dadurch nur dichter, ändert aber seine Beschaffenheit kaum.
'You Couldn't Have Come at a Better Time' ist die 2te Zugabe und von mir ergänzt
"und zu keinem wärmeren Konzert". Als weitere Zugabe das durch Hamish Imlach
bekannt gewordene 'Black is the Colour', in jedem Ton bringt Luka Dankbarkeit zum
Ausdruck, diesem Großen des Folks huldigen zu dürfen.
Ein Luka Bloom Konzert hat nichts mit der Bierseligkeit zu tun, die der irischen Folkmusik
oft zu Eigen ist, nein es ist warme Entspannung, wer immer Aktion und Show braucht,
sollte Lukas Konzerte meiden, wer aber nach Stunden und einem ruhigen und gelassenen
Konzert mit einem gutem Gefühl im Herzen nach Hause gehen möchte, dem sei
Luka Bloom sehr empfohlen.
~Gerald Trebaticky
www.folkworld.de/20/d/tonder.html
GoodTimes - Music from the 60s to the 80s - Nr. 6/2001 - Dez/Jan/Feb
Luka Bloom
Ein unbekannter Weltstar
Seit 30 Jahren macht der Ire Luka Bloom Musik, als Straßenmusikant verdiente er sich die ersten
Sporen, ehe er Ende der 80er Jahre wie so viele Landsleute in die USA emigrierte, dort viel live spielte und
im Vorprogramm von irischen Acts Hothouse Flowers, Pogues und Sinéad O'Connor von Küste
zu Küste tourte. Anfang der 90er Jahre charakterisierte die "Hamburger Morgenpost" den
jüngeren Bruder von Folk-Superstar Christy Moore als den "unbekanntesten Weltstar unserer
Tage". An diesem Status hat sich seitdem nicht zu viel geändert, auch wenn sich Bloom in aller
Welt als Singer/Songwriter eine kontinuierlich wachsende Fangemeinde erspielt hat. Inzwischen lebt er
wieder in Dublin und hat jetzt mit Between The Mountain And The Moon eine neue CD mit eigenen
Songs herausgebracht, nachdem er zuletzt mit "Keeper Of The Flame" ein Album voller
Cover-Versionen vorgelegt hatte. GoodTimes-Mitarbeiter Philipp Roser fragte bei Luka Bloom nach.
Es hat einige Jahre gedauert, bis Du neue eigene Songs präsentierst ...
"Keeper Of The Flame" gab diesen Songs die Chance, über längere Zeit zu wachsen
und ihr Potential zu entwickeln. Ich habe jetzt mein eigenes Label und stehe nicht mehr unter dem Druck einer
großen Plattenfirma, in festen Abständen Platten machen zu müssen."
Du hast 1999 angefangen, an "Between The Mountain And The Moon" zu arbeiten, "Love
Is A Place I Dream Of" war der erste Song, der entstand. Was hat sich in dieser Zeit noch daran
verändert?
"Vor allem, dass Sinéad O'Connor darauf mit singt. Ich kenne sie schon seit vielen Jahren,
hatte aber noch nie mit ihr gesungen. Sie ist eine sehr großherzige Person und wird diesbezüglich
von vielen angegangen. Deswegen hatte ich mich bislang mit einer solchen Anfrage zurückgehalten,
aus Respekt vor unserer Freundschaft. Aber hier schien sie perfekt zu passen, und sie hat auch sofort
mitgemacht."
Der Song ist Christina Noble gewidmet - wer ist das?
Christina Noble ist eine Frau aus Dublin, die eine schwierige Kindheit in einer Alkoholikerfamilie hinter
sich hatte, dann einen Alkoholiker heiratete. Irgendwann hat sie sich aufgerafft und einen lange gehegten
Traum verwirklicht: Kindern in Vietnam und der Mongolei zu helfen. Dort hat sie in den letzten 20 Jahren
gelebt und Unglaubliches geleistet."
Viele der neuen Songs handeln von konkreten Personen - in "As I Waved Goodbye" geht
es um Heinrich Harrer?
"Ich hatte ein Buch über ihn gelesen, wo die Szene geschildert wird, wie er sich von seinen
Freunden in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, verabschiedet - Herzzerreißend! Es erinnerte mich an
die Erfahrung vieler Iren, die ausgewandert sind. Ich wollte diesen Moment des Abschiednehmens,
des Verlustes einfangen."
Du hast die Songs sehr abwechslungsreich arrangiert und instrumentiert - um möglichst viele
unterschiedliche Klangfarben einzubringen?
"Ja. Oft sagt man ja, dass Songschreiben so etwas ähnliches wie Malen sei. Da steckt
ein Körnchen Wahrheit drin. Um ihr volles Potential entfalten zu können, brauchen manche
Songs eine volle Kolorierung. Andere wirken am besten, wenn sie nur mit der Akustikgitarre gespielt
werden."
~Philipp Roser
www.goodtimes-magazin.de
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